MARIANNE PLETSCHER

    

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Mariella Mehr,écrivaine

Schriftstellerinnenportrait (Serie LiteraTour de Suisse)

[ Titre original:  Mariella Mehr ]

Suisse 1999, Vidéo, couleur, 16 min.

Mariella Mehr_1 

Depuis le documentaire de 1989 „Mariella Mehr – une pièce de théâtre jenische“ couronné d’un prix, la cinéaste connaît l’auteure Mariella Mehr. Pour la série LiteraTour de Suisse, elle a réalisé un portrait qui montre l’évolution de l’auteure, d’« une enfant de la grand-route » devenue une écrivaine puissante et docteur honoris causa de l’Université de Bâle. Par la suite, la cinéaste a réalisé en 2007, pour le 60e anniversaire de l’écrivaine, un film compilé tiré de ses anciens films.

contact: Marianne Pletscher

RéalisationMarianne Pletscher
ScénarioMarianne Pletscher
CaméraWerner Schneider
MontageMarianne Jäggi Naef
Durée16 min.
Versions disponiblesDeutsch, Französisch, Italienisch, rätoromanisch
Vente DVD/vidéo Écoles
SRF / Dokumentation und Archive
Postfach, CH-8052  archiv@srf.ch
Écoles / utilisation commerciale
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+41 44 305 69 69 – Fax: +41 44 305 69 70
Information
Marianne Pletscher
info@mariannepletscher.ch
ProductionSchweizer Fernsehen SRF
Droits mondiauxsiehe Telepool
Sallesimmer wieder, auch an Frauenfilmfestivals, das letzte Mal 2020 im Rahmen einer SchülerInnenwoche zum Thema Jenische in Bellinzona.
Diffusion TVauf allen SRG-Sendern 1999 und in den folgenden Jahren immer wieder.
LittératureViele Bücher von Mariella Mehr sind in einer Neuauflage im Limmat-Verlag erhältlich.
Siehe auch Radiointerview mit Marianne Pletscher in SRF2 Kultur vom 11.3. 2014.

Revue de presse

Diesen Text schrieb ich nach der Publikation von Mariella Mehrs letztem Buch:

Die Widerwelten haben gesiegt zu Mariella Mehrs neuem Gedichtband

Unheimlich, beklemmend sind sie, sie tun weh, die ersten Gedichte von Widerwelten. Diesen Schmerz kenne ich nur zu gut, er erfüllt seit mehr als drei Jahrzehnten Mariella Mehrs Leben und ihr Schreiben. Aber nie waren ihre Gedichte trotz aller poetischen Dichte und Kraft so hoffnungslos, so albtraumhaft. Ich habe von Mariella geträumt, nachdem ich zu lesen begann, sah im Traum ihr Blut, ihre Wunden, die schwarzen Schatten, die sie nicht loslassen und die sie nicht loslassen will, fühlte beim aufwachen, wie mich die Schatten selbst einholen wollten.

Ich  bin froh beim lesen, dass der Tod sie in die Hellnis zurückzwingt, doch das dauert nicht lange, was bleibt ist Trauer, zu Asche gewordene Zeit. So habe ich Mariella erlebt, in den Monaten vor der Entziehungskur in Cortona. Sie war überzeugt, nicht mehr lange zu leben.

Ich sprach von besseren Zeiten, hoffte auf bessere Zeiten, versuchte sie zu überzeugen. Doch sie glaubte nicht mehr daran – tönte im Leben damals so, wie in diesen ersten Gedichten von Widerwelten. Ich konnte ihrem Klagen kaum mehr zuhören, und genauso geht es mir mit dem Buch in der Hand. Ich will mich nicht als Zellennachbarin fühlen, will kein Blut mehr lesen. Will schon aufgeben, als sie Fuss fasst im Gehör der Engel, und so auch mir erlaubt, wieder Fuss zu fassen. Muss aber dann schon wieder Blut lesen, Blut auch noch in den ersten Gedichten, die sie im Spital in Cortona geschrieben hat.

Doch dann kündet eine Kinderstimme, leicht wie eine Vogelfeder, die Wende an:

Schmerz wird mit Hoffnung bekränzt, Schmerz aus geschundenen Körpern geschwemmt. Vorbei die Zeit der Trauergesänge.

Ich will schon erleichtert aufatmen, muss dann doch noch der Blutspur des Wahns folgen, bevor sich die neue Nüchternheit in Mariellas dichten und denken endgültig bemerkbar macht. Nichts wird vergessen, sie ist von Zwischenzeiten umgeben, ist angekommen, aber wo?  Wo genau, kann auch ich nicht sagen, aber meine Beklemmung weicht, der Zauber und die Zärtlichkeit der früheren Gedichte sind zurückgekehrt, machen wieder Lust zum weiterlesen. Noch vor ihrer Rückkehr aus Cortona wird klar: die verwaist geglaubte Hoffnung findet Wort um Wort, um ihr die Zukunft schön zu schreiben. Jetzt mag ich mich wieder mitnehmen lassen auf eine Reise von  Schmerz und  von Glück, mit ihr mit Perlen schwer behangen, in Glück gewandet, dem Gestirn entgegenfliegen. Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, nur wollte sie mir damals nicht glauben, konnte mir wohl nicht glauben. Aber es ist schön, dass die letzten Gedichte im neuen Band mir bestätigen, dass ich damals zu Recht an Mariellas Zukunft geglaubt habe. Sie wird mir immer wieder Schmerz und Blut zu lesen geben, das weiss ich. Aber die Zeit der absolut hoffnungslosen Albträume, da bin ich mir jetzt sicher, die ist vorbei.

Nicht nur in diesem Gedichtband. Im Leben.      Lucignano, Casa Rosa, 14.10.2000

Weitere Informationen und Kritiken sind im Unternehmensarchiv des Schweizer Fernsehens erhältlich. vom Film von 1986 haben sich auch bei Marianne Pletscher Kritiken erhalten.